Freitag, 31. Mai 2013

Der Förderer, oder: Weingenuss hat sehr wohl etwas mit der Umgebung/Stimmung zu tun


Bezeichnung: Mecenas Cabernet Sauvignon 2009
Art: Rotwein
Herkunftsland: Spanien
Anbaugebiet: Rioja
Lage: ---
Erzeuger: Viñedos de Aldeanueva

Rebsorte: Cabernet Sauvignon
Alkoholgehalt: 14,0 % Vol
Jahrgang: 2009
Preis:  3,90 € / 0,75l (online) 


Mecenas heißt er, kommt ja fast schon griechisch daher. Aber keinesfalls, dies hier ist ein waschechter Spanier, aus Rioja sogar! Mit Mäzen wird er übersetzt, ein kompliziertes Wort für Förderer. Gekeltert wird er von der Genossenschaft Viñedos de Aldeanueva. Gedacht ist er als einfacher Land- oder Tafelwein, ein Inbegriff von Essensbegleiter für die heimische Bevölkerung. Untypisch dafür lag er 6 Monate im Barrique. Ein Förderer soll er also sein... Doch ist er wirklich so fördernd?

Kennengelernt habe ich diesen Wein vor letztes Jahr bei einem Essen mit der Familie und Bekannten in einem spanischen Restaurant in Fürth. "La Tasca" heiß der Laden und kann nur wärmstens empfohlen werden! Das Ambiente ist etwas düster aber stimmig, das Personal ist freundlich und herzlich. Die Speisen und von denen vor allem die Tapas sind ausgezeichnet! Das einzige Manko: Die Tische sind ab einer solchen Gruppe, wie wir es waren zu klein, als dass alles darauf Platz fände.
Auf jeden Fall waren wir an diesem Abend dort und bei der Wahl der Getränke einigten sich die Weintrinker kurzerhand auf den Hauswein rot. Serviert bekamen wir eben diesen Cabernet Sauvignon aus dem Rioja. Die Tapas kamen und man aß und trank und redete. Ruck-Zuck waren vier Flaschen geleert und die Gespräche wurden lockerer. Zu diesem Abend und dieser Atmosphäre passte er einfach!
Es ist ja bekannt, dass der Geschmack von Wein und wie er einem gefällt nicht nur allein vom Wein selbst abhängt, sondern noch von vielen anderen Faktoren (wie eben Atmosphäre, Tageszeit, Stimmung, etc.) beeinflusst wird bzw. werden kann. Doch wie schlägt sich dieser Wein, wenn er in einer für mich neutralen Umgebung ganz auf sich alleine gestellt ist? Wirkt er dann immer noch fördernd?
Nur als kleine Info: Ich habe mir den Spaß erlaubt, einen Teil der Flasche zu dekantieren und den Rest in der Flasche einfach wieder luftdicht verschlossen. In welcher Variante präsentiert er sich besser?

Der nette Mäzen wirkt aus der Karaffe heraus etwas stark holzlastig. Doch glücklicherweise ist da neben dem Holz auch noch etwas anderes, ja, es handelt sich doch tatsächlich um Aromen von Nelke, Zimt aber auch Kirsche. Im Mund hat er eine leichte Süße, die aber relativ zügig von den aufbrausenden Tanninen blockiert bzw. überspielt wird. Am Gaumen wirkt er dann etwas pelzig, aber wohlig warm und rund, wobei ich ihn nicht als "in sich geschlossen" bezeichnen würde. Das Tannin stich nämlich schon etwas heraus!
Aus der Flasche preschen einem die Tannine förmlich entgegen, Im Geruch vermutet man eine kühle Finesse, die der Wein vielleicht beherbergen könnte. Auch nimmt man Gewürze (auch wieder Nelke) und Basilikum wahr. Außerdem etwas Rosinenartiges. Aber wie schon gesagt, hier verhält es sich mit dem Tannin noch viel schlimmer, Tannin, Tannin, Tannin...

Fördernd ist er nicht gerade, höchstens für Kopfschmerzen (kein Wunder bei 14 Vol-%) oder einen tauben Mundraum. Und genau das ist doch das erstaunliche. Bei diesem Essen war ich total zufrieden mit dem Wein, er hat mich dort sogar überzeugt. Genau so letzte Woche, auf dem "Wiederholungevent", sonst hätte ich wohl keine Flasche dieses Weins mitgenommen. Doch Weingenuss besteht eben nicht nur aus dem Inhalt der Flasche sonder aus vielen kleinen, unterschiedlichen und trotz dessen aber gleichgewichtigen Faktoren!

♫ ♫ ♪ (2,5)

Dienstag, 28. Mai 2013

Bonus Riesling trocken 2012


Bezeichnung: Bonus Riesling trocken 2012
Art: Weißwein
Herkunftsland: Deutschland
Anbaugebiet: Rheinhessen
Lage: ---
Erzeuger: Weingut Helmut Geil

Rebsorte: Riesling
Alkoholgehalt: 12,0 % Vol
Jahrgang: 2012
Preis:  5,60 € / 0,75l Im Online-Shop des Winzers 


Die Geschichte von mir und meinem Praktikum beim Weingut Helmut Geil in Monzernheim im August 2012 hat sich ja schon herumgesprochen. Es gibt auch hier auf dem Blog unter der Rubrik "Praktikum in Rheinhessen" einen Bericht dazu! Aber irgendwie werde ich nicht müde, die Story zu erzählen. Um euch aber nicht zu langweilen kommt nur ein kurzer Auszug daraus, der mit dem Wein zu tun hat, den ich heute vorstelle.

Es war gleich der erste Tag, den ich dort verbrachte. Sonntagabend kam ich an und Montagabend erwartete Andreas eine Gruppe Gäste, die ein Programm aus Weinbergs- und Weingutführung inklusive Weinprobe gebucht hatte. Ich weiß nicht mehr genau, wann es war, aber es muss so um 16 oder 17 Uhr gewesen sein, als die Gruppe mit dem Bus ankam. Im Weinberg stand er, der Andreas und erzählte einer 20-köpfigen Abteilung älterer Damen und Herren die Besonderheiten hier und ein paar allgemeine Sachen. Eine etwa gleich große Gruppe sammelte sich um Helmut Geil und war mit einem anderen Abschnitt des Weinbergs beschäftigt. Da fiel die Frage, die mein ganzes Praktikum prägte. Eine Dame fragte, ob ich der kleine Bruder sei. Andreas wehrte lächelnd ab: "Nein, das ist unser Praktikant. Noch ganz frisch, erst heute eingetroffen!". Ich musste unweigerlich lächeln. Rheinhessischer Humor vom feinsten!
Im Weingut folgte dann die Besichtigung des Kelterhauses und des Kellers. Danach fand die Weinprobe stat. Wie es sich für die Jahreszeit gehörte natürlich draußen. Der Senior wies mich schnell ein und dann half ich mit, die Weine auszuschenken. War die Runde versorgt, so zog ich mich mit dem Senior ins Flaschenlager zurück und wir probierten gemeinsam, was wir gerade den Gästen eingeschenkt hatten. Er erzählte immer etwas über die jeweiligen Weine und ich bekam damit schon am ersten Tag einen kleinen Überblick über einen Teil der Produktpalette.
Das war auch meine erste Begegnung mit dem Bonus Riesling trocken, damals natürlich noch der 2011er Jahrgang. Damals war er noch etwas verschlossen, aber trotzdem saftig, Pfirsich und Mango konnte man erkennen, frisch und fruchtig, jugendlich eben. So war er!

Doch wie ist der neue Jahrgang? Wie präsentiert sich 2012?
Er besticht durch wunderbare Aromen von Apfel, Kiwi, Cassis und Stachelbeere. Er ist strohig, frisch und wirkt am Gaumen wunderbar belebend.Nur hat man den Eindruck, dass er etwas zu wenig Alkohol für die taffe Säure hat. Trotzdem kann man sich ihm vor allem aufgrund der fruchtigen Aromen nicht mehr entziehen, wenn er einen einmal gefangen hat!

Dieser Wein in diesem Jahrgang sticht nicht nur seinen Vorgänger sondern auch allerer Hand Konkurrenten aus! Mein Tipp: 'Nen Karton oder zwei kaufen, einlagern und mal dazu genießen, mal dazu. Mal öffnen, wenn die Schwiegereltern da sin, mal öffnen, wenn die beste Freundin da ist. Ein Wein für jede Gelegenheit, Kauftipp!

♫ ♫ ♫ ♫ ♪ (4,5)